Mehr Studienplätze und eine gute Ausbildung können Lehrkräftemangel in Mecklenburg-Vorpommern nicht allein beheben

Grafiken entnommen aus: Robert Bosch Stiftung (2023): Das Deutsche Schulbarometer: Aktuelle Herausforderungen aus Sicht von Schulleitungen.
Ergebnisse einer Befragung von Schulleitungen allgemein und berufsbildender Schulen. Stuttgart: Robert Bosch Stiftung.

Der Personalmangel stellt die mit Abstand größte Herausforderung für Schulen dar. Das ergab eine im Januar 2023 veröffentlichte bundesweite Befragung von Schulleitungen durch die Robert Bosch Stiftung (Schulbarometer). Mecklenburg-Vorpommern ist ebenfalls betroffen. Auch wenn die Zahl der Neueinstellungen zum aktuellen Schuljahr mit 690 so hoch war wie seit 2015 nicht mehr, wird der durch steigende Schülerzahlen und Renteneintritte erhöhte Bedarf an Lehrkräften damit nicht gedeckt.

Längst ist das Thema auch an den Hochschulen des Landes angekommen. Zwar konnten die Erstsemesterzahlen im Lehramt an der Universität Rostock – entgegen dem allgemeinen Fachkräftemangel und dem demografischen Wandel – stabil gehalten werden, dazu sind aber besondere Maßnahmen notwendig. So beobachtet das Zentrum für Lehrkräftebildung und Bildungsforschung der Universität Rostock (ZLB UR) die Studierendenzahlen auf der Grundlage eines landesweiten Studiengangsmonitorings der Lehramtsstudiengänge sehr intensiv, um genau und angemessen reagieren zu können. Dafür brauchen die Hochschulen aber Freiheiten in der Gestaltung ihrer Studiengänge und Unterstützungsangebote.

Allein eine Erhöhung der Studienplätze führt jedoch noch nicht zu einer Erhöhung der Studienbewerberzahl und auch nicht zu mehr Studienabschlüssen. Mindestens ebenso wichtig ist die Begleitung des Lehrkräftenachwuchses durch alle Phasen der Ausbildung, über kritische Punkte hinweg bis hinein in die Schule. Mit dem ersten Tag des Studiums begleitet das Rostocker ZLB alle 700 neuimmatrikulierten Lehramtsstudierenden durch ein spezielles Studieneingangsprogramm und ist von Beginn an wichtiger Ansprechpartner für die Studierenden. Freud und Leid liegen während dieser Aufbruchszeit oft eng beieinander: Vom Studienplan, über Lerngruppen, Wohnen und sich in der Stadt „Zurecht-Finden“ bis hin zur Frage „Ist dieser Beruf der richtige für mich?“ werden die Studieneinsteiger durch wöchentliche Tutorien und Angebote unterstützt.

Doch auch eine gute Ausbildung kann den Lehrkräftemangel in Mecklenburg-Vorpommern nicht beheben. Vielmehr müssen an den allgemeinbildenden und beruflichen Schulen des Landes attraktive Arbeitsbedingungen geschaffen und ausgebaut werden, um den Ausstieg und Wegzug der Lehrkräfte zu verhindern. Dies betrifft vor allem die Arbeitslast an den Schulen im Land, eine ebenfalls besonders oft genannte Herausforderung für Schulen im Schulbarometer. Durch den Online-Unterricht seit der Corona-Pandemie, die Integration geflüchteter Kinder und Jugendlicher sowie dringend notwendige Digitalisierungsvorhaben sind Innovationen und Umstellungen an den Schulen notwendig. Diese verlangen den Lehrkräften viel Kraft ab. Hier ist das Land gefordert, den notwendigen Rahmen bereitzustellen, auch um den Beruf in Mecklenburg-Vorpommern über die Immatrikulation ins Studium hinaus attraktiv zu halten. „Nur durch ein pädagogisch, didaktisch und fachlich hochwertiges Studienangebot, attraktive und gut organisierte Studiengänge und eine Orientierung an aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen, z. B. zum digitalen Lehren und Lernen, bleibt das Lehramtsstudium für junge Leute interessant“, so Professor Andreas Diettrich, Direktor des ZLB. „Hohe Arbeitsbelastung, zu viel Bürokratie, Zeitmangel der Schulleitungen sind nach dem Schulbarometer zentrale Herausforderungen im Schulalltag – das nehmen auch Studierende in M-V als Problem im Arbeitsalltag von Lehrkräften wahr“, sagt Katrin Bartel, Geschäftsführerin des ZLB, und ergänzt: „Dringend benötigte Lehrkräfte für M-V, insbesondere in Grund-, Regional- und beruflichen Schulen gewinnen wir nur durch ein gutes Angebot in Studium bzw. Vorbereitungsdienst (Referendariat) und interessante Berufsperspektiven an attraktiven Schulstandorten.“

Weitere InformationenRobert Bosch Stiftung (2023): Das Deutsche Schulbarometer: Aktuelle Herausforderungen aus Sicht von Schulleitungen. Ergebnisse einer Befragung von Schulleitungen allgemein und berufsbildender Schulen. Stuttgart: Robert Bosch Stiftung.

 

Kontakt:
Katrin Bartel
Geschäftsführerin
Zentrum für Lehrkräftebildung und Bildungsforschung (ZLB) der Universität Rostock
Doberaner Straße 115
18057 Rostock
Tel.: (0381) 498-2901
katrin.bartel@uni-rostock.de
www.zlb.uni-rostock.de


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